Rundherum von Wasser umgeben, auf dem höchsten Punkt der nördlichen Altstadtinsel Ratzeburgs, ragt der Dom als die älteste romanische Backsteinkirche Norddeutschlands weit über die Dächer der Stadt. Angestrahlt von vielen Lampen luden er und die gastgebende Kreisjägerschaft Lauenburg am Samstag, 16. November 2013 um 18:00 Uhr, ca. 700 Besucher in seine Mauern, darunter Persönlichkeiten von Rang und Namen. Die Landesbläserobfrau Mandi-Rose Wargenau-Hahn und ihr Team schufen nach monatelangen Vorbereitungen ein organisatorisches, optisches und akustisches Meisterwerk für alle Teilnehmer.
Als oberster Repräsentant des Landes besuchte der Präsident des schleswig-holsteinichen Landtages, Herr Klaus Schlie mit seiner Gattin, ebenso wie der Präsident des Landesbauernverbandes, Herr Werner Schwarz und der Präsident des Landesjagdverbandes, Herr Dr. Baasch mit Gattin den Gottesdienst.
Zu dieser alle zwei Jahre stattfindenden Landeshubertusmesse hatten sich weit über achtzig Bläserinnen und Bläser aus dem gesamten Landesgebiet Schleswig-Holsteins, aus Hamburg und Niedersachsen angemeldet, nicht nur, um gemeinsam zu musizieren, sondern um das jagdliche Brauchtum und „St. Hubertus“, den Schutzpatron der Jagd zu würdigen und den Schöpfer im Geschöpfe zu ehren. Nach einem ganztägigen Probenseminar im Oktober 2013 im Schießleistungszentrum Kasseedorf wurde intensiv am Freitagabend und am Samstag im Dom für den Auftritt geprobt, um aus vielen Individualisten einen einheitlichen Klangkörper zu formen. Dieses gelang wieder einmal eindrucksvoll dem musikalischen Leiter, Herrn Michael Mull aus Lübeck. Im Dialog zu den Hörnern begleitete Frau Ulrike Meyer-Borghardt die Bläser an der neu renovierten Rieger-Orgel.
Nach dem imposanten Einzug der 86 Bläserinnen und Bläser in Begleitung von Domprobst Gerd-Axel Reuß begrüßte das Bläsercorps „Herzogtum Lauenburg Nord“ mit dem „Fürstengruß“ die Gottesdienstbesucher und Akteure.
Die Hubertuslegende wurde von dem Schauspieler, Vorleser und Rezitator Clemens von Ramin mit seiner unnachahmlichen sonoren Stimme vorgetragen.
Die unterschiedlichen Stücke der jagdmusikalischen Umrahmung des Gottesdienstes entstammen überwiegend der französischen „Grande Messe de St. Hubert“. Neuere Kompositionen und Arrangements erlauben das Zusammenspiel von Parforcehörnern und der Orgel, welches es in früherer Zeit nicht gab. Hierfür verdient gemacht hat sich Prof. Uwe Bartels, der eine Reihe von Bearbeitungen historischer Werke vorgenommen und auch Neukompositionen für eine Messe geschaffen hat. Zu dem Choral „Die Ernt ist jetzt zu End“ hat Michael Mull einen Satz für Parforcehörner geschrieben.
Nach dem stimmgewaltigen „Introitus“, bei dem den Zuhörern beinahe das Blut in den Adern gefror, folgten einige virtuose Solopartien im „Kyrie“, „Sanctus“ und im „Gebet der Jäger“. Michael Mull hat mit sehr viel Einfühlungsvermögen das Maximum aus den Musikern herauskitzeln können.
Hochkonzentriert folgten sie begeistert seinem zum Teil ausladenden und motivierenden Dirigat und kamen daraufhin zu persönlichen Höchstleistungen. Der Kulminationspunkt wurde in der Interpretation der „Glocken“ erreicht. Dieses Stück veranlasste spontan die Zuhörer zu Beifallsstürmen, worauf Domprobst Reuß die Gemeinde bat, die Kräfte bis zum Schluss zu sparen.
Die ausdrucksstarke Predigt von Domprobst Reuß hatte u.a. das Zitat von Albert Schweitzer zu Inhalt:
“Ich bin Leben inmitten von Leben, das leben will.“
„Albert Schweitzer sei einer der ersten gewesen, die uns eingeschärft haben: Wir haben nur ein Leben und nur eine Erde, deren Teil wir sind und die es Wert ist, in ihr und auf ihr zu leben.
Jagd ist seit Jahrtausenden elementarer Bestandteil des Menschseins.
Die Bewirtschaftung eines Jagdreviers ist nicht nur Leidenschaft und Vergnügen, sondern auch notwendiger Ausgleich zu einem anstrengenden Alltag, Erholung pur sozusagen. Dies schließt die Hege und Pflege des Tierbestandes und Reviers mit ein, so dass unsere heutige Kulturlandschaft auch künftig Erholungsraum für Mensch und Tier bleibt.
Für uns alle ist wichtig, dass wir uns als Teil der großen Schöpfung Gottes begreifen und erleben, damit wir es bewahren und die Grundlagen unseres Lebens nicht rücksichtslos ausbeuten und zerstören, denn, wir haben nur diese eine Erde!“
Der Dankgottesdienst der Jäger um den „Hubertustag“ herum ermuntert immer wieder aufs Neue Menschen die mit Natur und Jagd verbunden sind, die besondere Atmosphäre eines mit den Gaben der Natur geschmückten Gotteshauses zu besuchen und dem stimmungsvollen Wechsel zwischen gesprochenem Wort und rauer Urwüchsigkeit der Parforcehörner zu lauschen. Tiefe Ergriffenheit, Spontanbeifall und begleitende Tränen der Rührung waren den beseelten Besuchern dieses Landeshubertusmesse nicht peinlich.
Bericht und Fotos von Rolf und Evi Grothkopf