„Blaue Wunder“ gegen Wildunfälle in Herzogtum Lauenburg

Der Herbst ist nah – und damit die Brunft von Rehen und Hirschen sowie die Umstellung auf die Winterzeit. Das bedeutet erhöhte Gefahr im Straßenverkehr. 2015 kam es bundesweit zu 2580 Wildunfällen mit Personenschäden, 13 Menschen starben.

Bernd Karsten (l.), Vorsitzender der Kreisjägerschaft Herzogtum Lauenburg, und Heino Koch, Leiter des Hegerings 9, zeigen die neuen Wildreflektoren an den Straßenbegrenzungspfählen. Die Kreisjägerschaft hat 6000 dieser Wildvergrämungsmittel angeschafft.
Bernd Karsten (l.), Vorsitzender der Kreisjägerschaft Herzogtum Lauenburg, und Heino Koch, Leiter des Hegerings 9, zeigen die neuen Wildreflektoren an den Straßenbegrenzungspfählen. Die Kreisjägerschaft hat 6000 dieser Wildvergrämungsmittel angeschafft. Quelle: Foto: Strunk


Ratzeburg. Allein der Hegering 9 im Herzogtum Lauenburg registrierte 2017/18 insgesamt 80 Stück Fallwild (Reh-, Dam- und Rotwild) – getötete Tiere im Straßenverkehr –, der ganze Kreis zählte im Jahresschnitt 1000 Wildunfälle.
„Wir sind froh, dass wir aus der Kombination von Sammelbestellung, gutem Verhandlungsgeschick und dem Beitrag eines honorigen Sponsors die Kosten für insgesamt 6000 Warnreflektoren für Fahrbahnbegrenzungspfähle an unseren Bundes-, Landes- und Kreisstraßen um 50 Prozent von 30000 auf 15000 Euro reduzieren konnten“, erklärt Bernd Karsten, Ko-Vorsitzender der Kreisjägerschaft Herzogtum Lauenburg gemeinsam mit Andreas-Peter Ehlers.

Zusätzlich wurden aus der Kasse des Hegerings 9 die 1100 Reflektoren mit je 1 Euro vom regulären Stückpreis in Höhe von 5 Euro bezuschusst, „so dass eine für jeden tragbare Investition heraussprang“, so Karsten. Insgesamt investierte die Kreisjägerschaft in den vergangenen Jahren 240000 Euro für diese wirkungsvollen Hilfsmittel.

Laut der Studie „Wildunfälle verhindern – was hilft wirklich. Präventionsmaßnahmen auf dem Prüfstand“ von Christian Trothe, Marcus Meißner und Sven Herzog aus dem November 2016 entstanden den Versicherungsgesellschaften im Jahr 2014 bei knapp 240000 gemeldeten Wildunfällen Sachschäden in Höhe von 575 Millionen Euro. Nicht nur der volkswirtschaftliche Schaden, sondern vor allem die Zahl der verletzten oder getöteten Menschen und Tiere rechtfertigt die Bemühungen der Jägerschaft um Präventionsmaßnahmen. Vor einigen Jahren ist man dabei auf die blauen, halbrunden Reflektoren an Straßenbegrenzungspfählen gekommen.

Wildtiere können nur grüne und blaue Farbtöne sehen. Blau ist für sie eine Schreckensfarbe, da sie in der Natur normalerweise nicht vorkommt. Die Tiere empfinden sie als Gefahr und meiden sie – auch in der Dämmerung und Dunkelheit. Die Reflektoren jüngster Bauart präsentieren sich zudem nicht mehr als zweidimensionale Folien oder Platten, sondern in halbrunder Form. Das unterstützt das Bewegungssehen der Tiere, die ihre Augen nicht frontal am Kopf wie Menschen, sondern beidseitig haben. Die halbrunde Bauart des Reflektors in Verbindung mit dem sich ständig verändernden Anstrahlwinkel durch die Autoscheinwerfer simuliert für die Tiere eine Bewegung – und damit eine potenzielle Gefahr.

Seit mehr als zehn Jahren werden diese Reflektoren bundesweit eingesetzt und ihr Einsatz ständig überprüft. Die Ergebnisse sind beeindruckend. „Allein schon durch die Verwendung von Reflektoren ,Marke Eigenbau’ sank die Anzahl der durch Fahrzeuge getöteten Tiere an der Gesamtstrecke im Hegering 9 von 23 auf 17,5 Prozent“, sagt Hegeringleiter Heino Koch. – Der Hegering 9 umfasst die Gemeinden Roseburg, Güster, Hornbek, Woltersdorf, Tramm, Breitenfelde, Talkau, Niendorf/St., Bälau und Alt-Mölln.

Die alten Reflektoren entsprechen allerdings nicht mehr den Vorschriften der Straßenmeisterei und sind durch die Säuberung mittels Straßenbürsten „blind“ geworden. Also entschied sich die Kreisjägerschaft zur Neuinvestition der besagten 6000 Reflektoren (für den gesamten Kreis). Damit werden jetzt insgesamt rund 300 Kilometer im hiesigen Straßennetz ausgerüstet.


Unfallstatistik

In Deutschland werden etwa fünf Prozent aller Straßenverkehrsunfälle durch größere Wildtiere verursacht.
Im Durchschnitt ereignet sich bundesweit alle zweieinhalb Minuten ein Wildunfall. Zwischen April 2014 und März 2015 fielen hierzulande 212840 Stück Reh-, Rot-, Dam- und Schwarzwild dem Straßenverkehr zum Opfer.
Seit 1991 werden jedes Jahr weit mehr als 2500 Menschen bei Wildunfällen verletzt. Quellen: ADAC,
Deutscher Jagd-Verband,
Statistisches Bundesamt


Joachim Strunk

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